Die Ethikkommission der Pflegekammer Niedersachsen hat ihren 2. Standpunkt zum Thema Stationäre Altenpflege in der COVID-19-Pandemie“ veröffentlicht. Sie führt in der Einleitung aus:

Die gesellschaftliche Katastrophe der COVID‐19‐Pandemie stellt Einrichtungen der stationären
Altenpflege und deren Mitarbeitende vor besondere Herausforderungen. Die in Pflegeeinrichtungen
lebenden Menschen sind aufgrund ihres Alters und oftmals aufgrund von Vorerkrankungen besonders
gefährdet, einen schweren Verlauf von COVID‐19 zu erleiden. Dieses erfordert weitreichende
Schutzmaßnahmen in den Pflegeeinrichtungen. Eine vollständige Isolation aller Bewohner:innen ist jedoch
weder realistisch noch erstrebenswert. Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen erleben in dieser Situation,
dass ihre fürsorgliche Haltung sowie ihre fachliche Kompetenz bis über die eigene Belastungsgrenze
hinaus gefordert werden.
Die Ethikkommission möchte mit ihren Empfehlungen Denkanstöße und Entscheidungsgrundlagen
für die unterschiedlichen Akteur:innen der stationären Altenpflege bieten. Im besonderen
Maße wendet sie sich an Einrichtungsleitungen und pflegerische Mitarbeitende. Es sollen konkrete Hilfestellungen
gegeben und exemplarische Situationen aus einer ethischen Perspektive betrachtet werden.

Behandelte Kernfragen sind:

  • Das moralische Dilemma in der Pandemie
  • Abwägung Freiheitsrechte und Schutzansprüche von Bewohnern und Pflegenden
  • Infektionsgeschehen in der stationären Altenpflege
  • Besuchsverbote und Besuchseinschränkungen
  • Zwangstestungen
  • Besondere Situation vom Menschen mit Demenz in der Pandemie
  • Sterbebegleitung und Palliative Versorgung
  • Situation der Pflegekräfte

RA Kälble hat in der Arbeitsgruppe der Ethikkommission mitgearbeitet und  meint:

Der Standpunkt der Ethikkommission bietet eine wichtige Orientierung für Pflegende, Angehörige, Einrichtungsträger und Entscheider in Politik und Gesellschaft. Besonders die konkrete Auseinandersetzung mit Situationen aus der Pflegepraxis und die aufgezeigten Handlungsempfehlungen zeigen, wie wichtig die Arbeit eine Ethikkommission in der Pflege ist. Dies gilt nicht nur in Zeiten, in denen aufgrund der besonderen Ereignisse rund um die COVID-19-Pandemie die Orientierung und Abwägung von Freiheits- und Schutzrechten schwierig ist. Vielmehr sollte die Arbeit einer unabhängigen Ethikkommission in der Pflege auch nach Auflösung der Pflegekammer Niedersachsen gewahrt bleiben, um den Akteuren in der Pflege durch unabhängigen Sachverstand ethische Hilfestellung und Orientierung zu geben.

Ethikstandpunkt-COVID-Altenpflege